21 - Architekturbeispiele: Wohngebäude

Beschreibung


Die Phase III des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser startet mit einem Protokollband, in dem drei gebaute Wohngebäude dokumentiert werden. In jeweils zwei Beiträgen werden die drei realisierten Objekte aus Sicht des Architekten und hinsichtlich der Passivhaus relevanten Details behandelt. Die detaillierte Baudokumentation gibt dem in der Praxis tätigen Planer Anregungen, Hinweise zur Projektierung und stellt bewährte, ausgeführte Details vor. Anhand der Wohngebäudetypen Einfamilienhaus, Reihenhaus und Mehrfamilienhaus werden alternative Ausführungen diskutiert und bewertet.

Ein Aufsatz zur finanziellen Förderung von Passivhäusern durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau und eine sozialwissenschaftliche Studie, welche sich mit der Nutzerzufriedenheit befasst, runden den Protokollband ab. Das erste Fallbeispiel, ein Einfamilienhaus als Holzleichtbau, steht in Biburg bei München. Wie eine ganzheitliche Betrachtung des kumulierten Energieaufwands zeigt, kommt auch beim Passiv-Einfamilienhaus dem laufenden Energieverbrauch und damit dem energetischen Baustandard die wesentliche Bedeutung zu. Passiv-solare Gewinne sind maßgeblich bei freistehenden Einfamilienhäusern. Der Vergleich des Auslegungswerkzeugs "Passivhaus Projektierungspaket" mit einem städtebaulichen Rechenprogramm brachte auch in diesem Einzelfall gute Übereinstimmung. Die Ausführung des freistehenden Einfamilienhauses als Holzleichtbau führte zu einfachen wärmebrückenfreien Details. Die gewählten Lösungen ergeben sogar bei genauer Bilanzierung eine bedeutende Heizwärmegutschrift gegenüber einer vereinfachten außenmaßbezogenen Berechnung mit Regelbauteilen.

Hinsichtlich Wärmedämmstandards, Fensterqualität und Effizienz der Wärmerückgewinnung bewegt sich das Einfamilienhaus im Grenzbereich der derzeit marktüblich möglichen Konstruktionen und Komponenten. Der Spielraum um energetische Schwächen eines Teilbereichs zu kompensieren, ist hier gering. Das zweite dokumentierte Architekturbeispiel ist ein massiv ausgeführtes Reihenhaus in Viernheim. Im Beitrag des Architekten wird die Entwicklung der wesentlichen Anschlussdetails dargestellt. Zeitlicher Ablauf und Zusammenarbeit der Gewerke sind bei diesen Anschlusslösungen entscheidend. Mit zunehmender Erfahrung im Passivhausbau konnten praktikable und kostengünstige Lösungen entwickelt werden, so dass die finanziellen Spielräume bei aktuellen Projekten des Architekten größer sind. Wichtig erscheint eine erweiterte Rolle des Architekten, um das Konzept, die Haustechnik-Komponenten und den Entwurf schlüssig miteinander zu verbinden. Vielfältige Variantenstudien untersuchen am Beispiel des Reihenhauses in Viernheim die Bandbreite der möglichen Ausführungen.

Konventionelle Anschlussdetails ohne Beachtung des "wärmebrückenfreien Konstruierens" würden z.B. den Heizwärmekennwert um bis zu 115% erhöhen. Dämmniveau, Fensterqualität, Luftdichtheit und Effizienz der Wärmerückgewinnung werden in weiteren Varianten detailliert untersucht. Ein gewisser Spielraum zur Kompensation von energetischen Schwachstellen ist im Reihenmittelhaus durchaus vorhanden. Gleichwohl erweisen sich die gewählten Maßnahmen und Standards als ökonomisch sinnvoll und zudem passt die kompakte Haustechnik bequem unter die Treppe.

Das dritte Beispiel ist ein Mehrfamilienhaus mit integrierter Kindertagestätte in Mischbauweise in München Riem. Nur kostenintensiv vermeidbar wären hier die durch die Tragkonstruktion aus Stahlbeton entstehenden Wärmebrücken. Die letztlich realisierten lastabtragenden Stützen verringern die Wärmeverluste gegenüber den ursprünglich geplanten Wandscheiben. Die Wärmebrückenverluste verlieren aufgrund der günstigen Kubatur an Bedeutung.

Der Spielraum hinsichtlich der energetischen Qualität wird hier deutlich größer. Schwachstellen, wie die Wärmebrücken zur Lastabtragung, lassen sich durch unterschiedliche Maßnahmen kompensieren. Die dezentrale Ausführung der Lüftungsanlagen erscheint als passende Lösung bei dem vorliegenden Wohneigentum und den unterschiedlichen Nutzungen im Kindertagestättenbereich. Die vorgestellten Beispiele zeigen die Vielfalt der Möglichkeiten und machen deutlich, dass sich mit den erprobten und verfügbaren Techniken, wie exzellente Dämmung, Wärmebrückenfreiheit, Luftdichtheit, Warmfenster und effiziente Wärmerückgewinnung bezahlbare Passivhäuser für den Wohnungsbau realisieren lassen.

Protokollband Nr.21 - Jahr 2002