Aber auch in diesen Fällen kann eine Modernisierung mit Passivhaus-Komponenten in Verbindung mit einer Innendämmung bedeutende Einsparpotentiale erschließen, die zwar nicht bis zum Passivhaus-Standard führen, aber mit 40 bis 60 kWh/(m²a) (Heizwärmebedarf) immerhin einen Faktor 4 gegenüber dem durchschnittlichen Bestand ermöglichen.
Im jetzt erschienen Protokollband des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser werden
die tatsächlichen Potentiale an typischen Beispielobjekten bestimmt,
möglichst wärmebrückenarme verallgemeinerungsfähige Lösungen für spezifische Anschlusspunkte der Innendämmung erarbeitet,
Lösungen für die Vermeidung von Feuchteschäden entwickelt und
Konzepte für die Luftdichtheit bei Modernisierungen mit Innendämmung aufgezeigt.
Voraussetzungen für Innendämmung sind, dass die zu dämmende Außenwand kein Problem mit aufsteigender Feuchtigkeit hat und dass sie in Regionen mit Schlagregenbeanspruchungsgruppe III eine wasserabweisende Fassade aufweisen muss.
In Regionen mit Schlagregenbeanspruchungsgruppe II muss sie zumindest wasserhemmend sein. Die immer zu erfüllenden Kriterien bei Innendämmung sind: luftdichter Aufbau der Innendämmkonstruktion gegen konvektiven Feuchteeintrag aus der Raumluft und Wärmebrückenreduktion an allen Anschlusspunkten der Innendämmung (z.B. zu Decken, Innenwänden, Fenstern); sie sind eine Notwendigkeit zur Vermeidung von Bauschäden und nicht allein eine Option zur Verringerung von Wärmeverlusten. Für den Bautenschutz gegen Feuchtigkeit gibt es heute bei Innendämmung zwei unterschiedliche Konzepte, die beide erfolgreich angewendet wurden und im Protokollband mit Beispielen vorgestellt werden. Der "klassische Ansatz" ist die Dampfbremse, durch welche die Dampfdiffusion von innen nach außen auf der warmen Seite reduziert wird, um die kalte Konstruktion außerhalb der Innendämmung vor Feuchtebelastung zu bewahren. Die zweite Lösung besteht in der Verwendung von kapillaraktiven Dämmstoffen im luftdichten, aber diffusionsoffenen Innendämmaufbau.
Nimmt man alle Erkenntnisse zusammen so empfiehlt sich bei der Innendämmung eine Dämmdicke von 40 bis 100 mm (Wärmeleitfähigkeiten 035 bis 040).
Die im Protokollband behandelten Fallbeispiele zeigten für die Innendämmung einen nennenswerten Wärmebrückenzusatzverlust: Die nominalen U-Werte Außenwand liegen bei guten Innendämmungen um 0.25 bis 0.35 W/(m²K) und die effektiven Ueff - Werte Außenwand liegen bei guten Innendämmungen um 0.33 bis 0.5 W/(m²K) und somit deutlich höher als bei empfohlenen Außendämmmaßnahmen im Bestand (hier sei auf den Arbeitskreis-Protokollband 24 verwiesen; dort wurden Werte zwischen 0.15 und 0.22 W/(m²K) bei Außendämmung empfohlen).
Bei
erfüllten Voraussetzungen,
keine besonderen Feuchtebelastungen, insbesondere guter Schlagregenschutz)
sorgfältiger Planung und
(detaillierte Luftdichtheitsebene, wärmebrückenreduzierte Anschlüsse und konzepttreuer Dampfdiffusionsschutz)
gewissenhafter Ausführung
(luftdichte Anschlüsse, keine Dämmlücken, konzepttreue Ausführung der Dampfbremse bzw. der kapillaraktiven Dämmung)
ist Innendämmung besser als keine Dämmung, denn sie verbessert die Behaglichkeit und sie bringt eine entscheidende Energieeinsparung, dann, wenn eine Außendämmung nicht möglich ist. Immerhin ist zusammen mit Passivhauskomponenten in den Objekten eine Einsparung um einen Faktor 4 erreichbar.
Innendämmung ist keine Maßnahme für "so eben mal schnell". Wenn man die Wahl hat, zieht man eine außenliegende Dämmung vor. Die Untersuchungen zum Thema "Faktor 4 auch bei sensiblen Altbauten: "Passivhauskomponenten + Innendämmung" wurden vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, der E.ON Energie AG (München) und der LUWOGE, dem Wohnungsunternehmen der BASF (Ludwigshafen), finanziell getragen.
Protokollband Nr.32 - Jahr 2005